"Wie geht es denn nun, Vorurteile abzubauen?" fragten sich die Teilnehmenden an der Fachveranstaltung für Praktiker*innen der Gemeinwesenarbeit (GWA) in Hannover, nachdem am Vormittag eindrücklich der Zusammenhang von Vorurteilen, gesellschaftlichem Zusammenleben und Sicherung der Demokratie erörtert wurde. Unter anderem wurde die Rolle von Vorurteilen in der Entstehung von Radikalisierung und in dem wachsenden Zweifel an demokratischen Prinzipien benannt. Deniz Kurku, Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe, warb denn auch in seinem Impuls für die Stärkung von Kommunikation und Begegnung, vor allem mit Menschen außerhalb der eigenen Alltags"blase". Die Antwort aus dem in der Veranstaltung vorgestellten Modellvorhabens ergänzte dies aus der wissenschaftlichen Forschung zur Vorurteilsprävention und in Form von Praxismaterial zur Methode der "Kontaktmaßnahmen zum Abbau von Vorurteilen in der Gemeinwesenarbeit".

In den letzten drei Jahren wurden eben solche Kontaktmaßnahmen in fünf niedersächsischen GWA-Standorten entwickelt, erprobt und evaluiert. Abgeleitet werden sie von der Kontakthypothese nach Allport und den ergänzenden Beschreibungen des Wirkmechanismus nach Pettigrew. Mittel aus dem Landesprogramm für Demokratie und Menschenrechte haben das Modellvorhaben möglich gemacht.

Eine der zentralen Erkenntnisse ist, dass Begegnungen, die zum Vorurteilsabbau beitragen sollen, bestimmte "Schlüsselbedingungen" erfüllen müssen. Eine weitere, dass so ein Prozess Zeit braucht. Eine Kontaktmaßnahme zu entwickeln und durchzuführen erfordert gründliche Planung, konzeptionelle Vorarbeit und kreative Umsetzungsideen. Die Vertreter*innen der GWA-Modellstandorte, die das einmal exemplarisch im Modellvorhaben durchlaufen haben, waren sich einig: "Das ist aufwändig, lohnt sich aber!" Sie stellten bei der Veranstaltung ihre Maßnahmen vor, legten Herausforderungen und Erfolge offen.

Aus ihren Erfahrungen, der theoretischen Grundlage und der wirkungszentrierten Vorgehensweise sind nun Praxismaterialien entstanden, die "Kontaktmaßnahmen" als Methode in der GWA beschreiben: "5 Tipps zur Planung und Durchführung" für den schnellen Überblick, eine Handreichung zum vertiefenden Einstieg und ein "Zielgruppen-und-Maßnahmen-Mix-Generator" für eine kreative Unterstützung bei der Entwicklung der Maßnahme. Bei der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden noch ihre Wünsche und Anregungen zu den Publikationen beitragen. Wenn diese eingearbeitet sind, stehen die Materialien demnächst als Download oder Print zur Verfügung, eine Bestellung der Print-Materialien ist bereits jetzt HIER möglich.

Doch es soll nicht nur dabei bleiben: für die nächsten beiden Jahre wird ein Qualifizierungskonzept entwickelt, das die Kontaktmaßnahmen nachhaltig in der GWA etablieren soll. Dazu können Workshops und Fachveranstaltungen, Online-Tools und Publikationen gehören. Das Landesprogramm unterstützt diese weitere Entwicklung mit großem Interesse an der Verbreitung von wirksamen Maßnahmen zur Vorurteilsprävention.

Fragen rund um die Kontaktmaßnahmen zum Abbau von Vorurteilen beantwortet die

Geschäftsstelle der LAG Soziale Stadtentwicklung:

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